Zum Weiterdenken - es kommt doch immer auf Landschaft an!

Nehmen wir einmal an, große Abstände zu Arten-Vorkommen würden eingehalten, Abschaltzeiten wären lokal wirkungsvoll und sensible Wälder blieben unverbaut oder die Bauart wäre schadminimierend angelegt. Das ist an manchen Stellen sogar geschehen (Foto aus dem Hunsrück). Es bleibt aber ein weithin sichtbarer Verbau von Landschaft.  Das ist dann ein genauso großes Problem - auch für Tiere - und weit mehr als eine optische Geschmacksfrage, wie manchmal von naturentfremdeten Menschen leichtfertig unterstellt wird. Dazu hier ein paar Worte mehr.

 

Natur nicht statisch sehen!

Natur, Arten und Populationen, die (indirekt, aber oft verkannt) ja auch unsere Lebensgrundlage bilden, haben die grundlegende Eigenschaft, dass sie natürlich dynamisch und beweglich sind: sie verändern sich fortlaufend und große Freiräume auch jenseits aktueller Besiedlungsorte werden benötigt. Auch ist es unwahrscheinlich, dass in einem Raum nur solche Arten vorkommen, die weniger schlaganfällig sind. Natur besteht aus vielen Arten, ihre Spektren ändern sich laufend - Natur heißt Bewegung!

Beispielsweise fliegen junge Rotmilane irgendwann aus ihrem aktuellen Horst aus und müssen sich neue Reviere suchen. Wo soll das aber stattfinden, wenn jenseits des engsten alten Horstumfeldes, zu dem vielleicht noch eine faire Entfernung eingehalten wurde, dann vieles großräumig verbaut ist? Außerdem können Quartiere und Horste sich natürlicherweise verlagern. Zugvögel, die je nach Wetterlage auch mal in kritischer Höhe fliegen müssen, benötigen sehr großflächige Freiräume. Die aktuellen Zugbahnen können sich wiederum natürlich verlagern. Fledermäuse fliegen zum Jagen in "Schwärmen" flexibel und weit in die freie Landschaft hinein. Greifvögel haben bekanntermaßen große Jagdreviere, Singvögel streifen natürlicherweise weit umher. Hinein in Windparks, wenn es zu viele sind, auch weit jenseits aktueller Quartiere - hinein in den Tod?

Das alles wird oft vergessen, absichtlich unterschlagen oder wegen der schwer zu bestimmenden und nicht einfach in Grenzwerte zu fassenden natürlichen Dynamik als nicht planungsrelevant abgetan, um eine (Schein)Verträglichkeit zu aktuellen Vorkommensplätzen oder -Bereichen kurzfristig und (zu) einfach herzustellen. Die derzeitige Rechtslage, manche Argumente und leider auch Naturschutzverbände beziehen sich nur auf aktuelle Arten-Vorkommen und auf Abstände zu Quartieren - entsprechend auch die Gutachten, die allzuoft eine angebliche Verträglichkeit bescheinigen. Falsche Starrheit statt notwendiger Dynamik.

 

Mehr Freiräume und Dynamik bitte!

Eine reine Arten-Vorkommens-Betrachtung an gegenwärtigen Zuständen ist zwar nicht ganz sinnlos, um aktuelle Risiken und Schäden vielleicht kurzfristig zu verkleinern (wobei hierbei oft Absände viel zu gering gewählt werden), greift aber viel zu kurz. Wenn sich also Art-Vorkommen auf natürliche Weise verlagern und Tiere in Bewegung sind - und das geschieht wie aufgezeigt ja fortwährend - gibt es immer wieder neue tödliche Konflikte mit Windrädern. 

So ist es überhaupt nicht ausreichend, wenn nur aktuell sensible (Mikro)Standorte oder naturnahe Wälder frei von Windturbinen gehalten werden oder wenn statt im Wald dann halt im Offenland gebaut wird, zumal dabei die wichtigen räumlich-funktionalen Beziehungen und Vernetzungen zwischen Wäldern und Offenländern fatal unberückischtigt bleiben. Entscheidend für Tiere ist letztlich immer, dass es viele großflächige unverbaute Räume gibt (zusammenhängend auch mal >20/30 km ohne Windräder). 

Letztlich müssen also ganze Landschaften weiträumig auch jenseits von aktuellen Tierquartieren frei von Windkraft sein oder sogar entsprechend wieder rückgebaut werden: als dynamischer Lebensraum für Tiere, aber auch hinsichtlich ihrer mehrdimensionalen Wohlfahrtswirkungen für Menschen und Naturhaushalt. Wahrlich Ökologie! Bei Windkraft in der Landschaft geht es also nicht um Geschmack, sondern um die vielfältigen Grundlagen unseres Lebens. Es geht ums Ganze - um viele freie Landschaften für Natur und Klimaschutz mit Horizont! 

 

Und die Lösung? 

Eine betont großräumige Steuerung und Bündelung auf wenige und bereits stark vorbelastete Infrastrukturstandorte (z.B. an Autobahnen, in Großgewerbegebieten, bestehende Industrieflächen) mit Abständen zwischen Windparks von > 20/30 km ist dringend nötig und wäre eine mögliche Kompromiss-Lösung, vielleicht die einzige auch für Arten. Das scheitert aber oft am traditionell kleinräumigen Denken und lokaler Egoismen, was der Riesendimension zivilatorisch völlig neuer Industrie-Objekte in ländlichen Landschaften nicht angemessen ist.  Denken wir um, denken wir weiter - immer auch großräumig. Denken wir in und für ganze Landschaften!

Natürlich gilt das Prinzip von Veränderbarkeit auch für Landschaften: Jeder Raum ändert sich durch Natur und Mensch - und darf das weiter tun. Aber Landschaften mit Großwindrädern, die eine fatale Wirkungen auf Natur und Mensch haben, zu entstellen, ja zu zerstören, ist sicher nicht gemeint. Beispiel (Foto): Der wunderbare Höhenzug des Moorplacken, eine Charakterhöhe im Naheland und Fluggebiet z.B. für Großvögel, ist durch 3-5 Großwindräder bedroht. - ein beispielhafter Wahnsinn, egal ob das ein Naturschutzgebiet ist (ist es nicht) oder ob Horste akut vorkommen.

Es geht bei aller Veränderbarkeit von Landschaft aber stets um einen respektvollen und schonenden Umgang - in Versöhnung von Ökologie und Ökonomie und um behutsame sinnvolle Änderungen. Das ist keine leichte Aufgabe und eine stetige Herausforderung mit erforderlichen Kompromissen und unscharfen Toleranzen. Nach all unseren Erkenntnissen stellen Großwindräder aber zusammenfassend einen eindeutig zu brutalen Verbau von Räumen dar, der gestoppt werden muss.  Sie sind sicher keine sinnvolle Änderung, sie sind unsinnige Zerstörung, zumindest wenn es zu viele sind und die Abstände zwichen den Windparks zu gering sind.

Vor diesem Hintergrund fokussieren wir in unseren eigenen inhaltlichen Arbeiten zur Windenergie vor allem auf das Landschaftsthema: Wegen vieler Tiere, aber gerade auch jenseits von Tieren wegen seriöser Landschaftökologie und zugunsten notwendiger zusammenhängend unverbauter Groß-Lebensräume und Lebensraumvernetzung (Biotopverbund). Dazu kommt die Ästhetik, die zum Wohlbefinden und Gesundheit auch vieler Menschen beiträgt und mit den skizzierten Fakten durchaus auch als "Indikator" für ausreichend unverbaute Lebensräume diskutiert werden kann. All das ist insgesamt keine Subjektivität oder gar plumpe Geschmacsksfrage, sondern nachvollziehbare Anforderung.

Ein wichtiges Material ist "Rettet unsere LANDSCHAFTEN"

Kurzum: Es kommt letztlich immer auf die - unverbaute! - Landschaft an!

Gutes Material Anderer - Weitere Hinweise, Links und Vernetzung

Laufend aktuelle Hinweise zur Entwicklung der Windkraft besonders in Südwest-Deutschland, Rheinland-Pfalz & Saarland gibt es unter www.energie-mensch-natur.de - das ist die Internet-Präsenz des politisch unabhängigen Bündnisses Energiewende für Mensch und Natur e.V..

Die "Bundesinitiative Vernunftkraft" kritisiert nachvollziehbar und mit vielen Details das, was gegenwärtig als "Energiewende" bezeichnet wird, aber keine ist. "Vernunftkraft" stellt wichtige Materialien und kritische Fakten zur Windenergie bereit, die sachlich anregend sind. Link: www.vernunftkraft.de

Überregional: Wir sind nicht allein - Ihr auch nicht: Windwahn.de zeigt stellt eine laufend aktuelle Landkarte der Bürgerinitiativenoder Infostellen (wie wir hier) in Deutschland bereit. Damit sich ein Jeder vernetzen oder in seiner Nähe informieren kann. Es ist schön zu sehen: Nachdenkende Menschen gibt es überall - zum Glück. - Link: Karte Bürgerinitiativen Deutschland (von Windwahn.de). 

Gut getroffen - Tief betroffen:
"Liebes Meisenheim" von Cornelia Hahn (August 2014, immer noch aktuell). Ein Brief aus der Sicht einer Besucherin des Nordpfälzer Berglandes / Nahelandes, die den Windkraftverbau treffend beschreibt: Nachdenklich, pointiert und bewegend! Meisenheim ist inzwischen fast überall. - Von der Autorin freigegeben für Zwecke des Aufrüttelns - pdf hier klicken.

Pro und Contra Windkraft prägnant am Beispiel Frankens:
"Genug gedreht: Wie viele Windräder braucht Franken?" - Illustrative und zugleich differenzierte Berichte mit Pro und Contra-Sichtweisen zu Windenergie in Franken / im digitalen Wochenendmagazin "SamSon" ("Legendär") der Nürnberger Zeitung und der Nürnberger Nachrichten vom 30. Januar 2015 - Link  - hier klicken

Kampf um freie Horizonte:
Eine gute illustrierte Momentaufnahme des Konfliktes um Windenergie in ganz Deutschland, in dem die unterschiedlichen Perspektiven aufgezeigt werden, aber auch deutlich auf das Zerstörungswerk hingewiesen wird, gibt der Journalist Georg Etscheit in seinem Artikel in der Zeitschrift 'Natur' (Mai 2016). Hier das pdf (link) über seine eigene Webseite - pdf hier klicken.